Das Einsiedler Zittern 

«Manche Wege gehst du hundert Mal. Und verstehst nichts.

Dann, beim einhundertersten Mal ist alles anders.

So war das im Sommer 2011. Oben beim grossen Felsen.

Vor dem Felsen stand ein Holzkreuz. Vielleicht sechzig Zentimeter hoch. Hartholz. Dunkelbraun gebeizt. Schlicht. Auf dem in der Kreuzmitte befestigten Metalltäfelchen stand: ‹Franz – 16. Juni 2009›.

Hundert Mal trieb es mich weiter.

Beim einhundertersten Mal blieb ich stehen.

Das veränderte mein Leben.»

 

Seit dem Mord am Heiligen Meinrad kommt es in der rauen Landschaft um das berühmte Benediktinerkloster Einsiedeln immer wieder zu menschlichen Tragödien. Eine erlebt Traugott Frei in jungen Jahren, als er sich unsterblich in Josefine verliebt:

 

«Sie sieht mich, hört auf zu plaudern, lacht mich an, ich geh hin, setz mich ihr gegenüber und sag leise zu ihr: ‹Dich nehm ich.›

Und sie flüsternd: ‹Ich dich auch.›

Ich: ‹Ins Herz.›

Sie hauchend: ‹An meine Brust!›

Als sie mir ihren Busen später hinter der St. Gangulf-Kapelle im hohen Gras der Brüelwiese zeigte und mich an ihn drückte, das war etwas vom Schönsten, was ich je erlebt habe. Später erst sah ich das anders: Dieser Busen war mein Verderben, mein Untergang. Und ihr wunderschöner Hintern auch. Gemalt hab ich ihn einmal. Auf Leinwand. Als wollte ich ihn für immer festhalten.» 

 

ISBN 978-3-907146-58-3                                      296 Seiten                                      Münster Verlag